Ich komme gerade aus meiner wöchentlichen Yogastunde. Meine Yogalehrerin hat uns am Ende vor der üblichen Meditation gefragt, was wir denn heute aus der Stunde mitnehmen. Sie lud uns ein, einfach mal zu beobachten, welcher Gedanke vielleicht dazu auftaucht. Bei mir war es das Wort „mühelos“. Irgendwann während der Yogaübungen hatte sie es erwähnt. Und es blieb bei mir hängen.
Mühelos – was für ein wunderbares Wort. Es fühlt sich gleich so leicht an. Wie oft mühen wir uns jedoch ab. Zerbrechen unseren Kopf.
Neulich erst habe ich eine Klientin gecoacht, die sich während der Elternzeit beruflich neu orientieren möchte. Sie erzählte mir, dass sie vor der Geburt ihres Kindes als Unternehmensberaterin gearbeitet hatte. Damit waren viele Reisen verbunden gewesen. Diese Tätigkeit konnte und wollte sie jetzt als Mutter nicht mehr ausüben. Aber was dann? Sie hatte schon ein paar Ideen. Ich merkte ihr aber an, dass diese Ideen eher vernünftige, kopfgesteuerte Überlegungen waren. Deshalb lud ich sie ein, sich einmal zu fragen und auch aufzuschreiben, was sie denn liebe. Sie war zunächst etwas irritiert, aber dann sprudelte sie los. Ihre Augen strahlten dabei und ihre ganze Körperhaltung veränderte sich. Sie war deutlich entspannter und offener. Am Ende der Coaching-Sitzung habe ich sie gefragt, was sie denn für heute aus der Sitzung mitnehme und sie meinte, das sei vor allem die Frage, nach dem, was sie liebe. Es wäre eigentlich so eine kleine Frage, die so harmlos daherkomme, aber sie habe einiges bewirkt. Ja – es darf leicht gehen. Es darf mühelos sein. Auch die Suche nach einer neuen Tätigkeit.
Was wir von einer grünen Meeresschildkröte lernen können.
Dazu fällt mir die kleine Geschichte mit der grünen Meeresschildkröte aus dem Buch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky ein. Hier erzählt die Protagonistin Cathy John, dem Ich-Erzähler der Geschichte, von ihrem Erlebnis während ihres Hawaiiurlaubs. Sie entdeckte beim Schnorcheln im Meer eine grüne Meeresschildkröte. Sie wollte die Schildkröte gern beobachten. Dies stellte sich jedoch schwerer heraus als gedacht. Sie konnte mit der Schildkröte nicht mithalten, weil sie die ganze Zeit mit den Schwimmflossen paddeln musste, um gegen die Wellen, die hereinrollten, anzukämpfen. Nach einiger Zeit bemerkte Cathy, dass die Meeresschildkröte ihre Bewegungen denen des Wassers perfekt anpasste. Wenn sich eine Welle auf das Ufer zu bewegte, ließ die Schildkröte sich treiben und paddelte nur gerade so viel, um ihre Position halten zu können. Wenn aber die Welle wieder zum Ozean hinausströmte, paddelte sie schneller, um die Bewegungen des Wassers zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Schildkröte kämpfte also nie gegen die Wellen an, sondern sie nutzte die Kraft der Wellen für sich.
Kämpfe also nicht gegen die Wellen an, sondern lass Dich von ihnen treiben. Es darf leicht gehen und Spaß machen!
Wie sieht aber die Wirklichkeit aus? Wie viele Menschen sind davon überzeugt, dass Arbeit erst richtige Arbeit ist, wenn man sich dabei anstrengt? Das Leben ist nun mal kein Ponyhof! Nein, erst die Arbeit, dann das Vergnügen… Das sind so typische Glaubenssätze, die sogar schon Schulkinder – so berichtete mir neulich eine Klientin – verinnerlicht haben. Was ist aber, wenn Arbeit einfach Spaß macht, sich leicht und mühelos anfühlt? Ist das dann keine Arbeit? Oder ist sie dann weniger wert?
Als ich das vor Kurzem bei meinem aktuellen Erfolgsteam für Mütter ansprach, nickten alle mit den Köpfen. Ja – genau das scheint das Thema bei vielen zu sein. Diese Glaubenssätze sind wohl sehr tief in uns verankert. Arbeit muss doch keinen Spaß machen! Wo kämen wir denn dahin, wenn jeder nur das täte, was ihm Spaß macht? So oder ähnlich haben vielleicht unsere Eltern oder auch Lehrer zu uns gesprochen.
Ich bin aber davon überzeugt, dass wir auf unser Herz hören sollten. Unserer inneren Stimme vertrauen dürfen.
Wir dürfen uns dem widmen, was wir lieben. Wir sollten es sogar! Das sagt auch die bekannte Autorin Barbara Sher in ihren vielen Büchern. Denn gerade dann können wir sehr viel erreichen! Das, was wir lieben, ist auch das, wofür wir begabt sind. Nur Liebe gibt uns den Antrieb, länger bei einer Sache zu bleiben, so dass unsere Begabung sich entwickeln kann.
Und genau hier setze ich bei meinem Coaching mit Müttern, die sich nach der Elternzeit beruflich neu orientieren möchten, an. Ich unterstütze meine Klientinnen dabei, ihre innere Stimme wieder wahrzunehmen. Ihren Träumer zu Wort kommen zu lassen. Gemeinsam lösen wir innere Glaubenssätze auf. Und oft wundern sich die Frauen dann, wie leicht es eigentlich sein kann.
Dazu fällt mir der neue Song „Leichtsinn“ von Tim Bendzko ein. Da heißt es im Refrain: Du kannst das Leben leicht nehmen, auch wenn es das nicht ist. Brauchst nur ein bisschen Leichtsinn und Du kannst sein wer Du willst… Vielleicht hat Tim Bendzko ja auch „Das Café am Rande der Welt“ gelesen… 🙂